Enfilade und Halle
Dass die Wohnkonzepte des Funktionalismus schnell an Grenzen stossen, sobald sich Nutzungsweisen, Wohnmentalitäten und Belegungsdichten ändern, ist keine neue Erkenntnis. Die Einsicht, dass jedoch auch viele zeitgenössische Wohnungen mit durchgehenden Wohnbereichen, offenen Küchen und viel beschworenem „Loft“-Charakter ähnlich unflexibel sind, ist bisher nur bedingt im Architekturdiskurs angekommen.
Immer wieder experimentieren wir in unserer Entwurfsarbeit mit Wohnungstypologien, die als zellulare Grundrisse sinnvoll nutzbare, gut separierbare Einzelräume bieten, und zugleich, trotz begrenzter Wohnflächen, Grosszügigkeit erzeugen, indem sie Blickbeziehungen durch die gesamte Tiefe der Wohnung im Sinne einer „Enfilade“ ermöglichen. Dieses Thema einer mittels Türen frei einstellbaren Durchlässigkeit innerhalb der Raumschichten einer Wohnung ist durchaus von Wohntypologien der 19. Jahrhunderts inspiriert, deren Qualität und Nutzungsflexibilität bis heute unbestritten ist.
Ebenfalls ein Thema klassischer Wohnungszuschnitte, das wir in vielen Projekten aufgreifen, ist die zentrale Halle im Zentrum der Wohnung. Die Erschliessungsfläche wird so gebündelt, dass sie als Teil der Raumflucht und grosszügiger Mittelpunkt der Wohnung wahrgenommen und genutzt werden kann. Über verschiedene Projekte hinweg radikalisierten wir diesen Umgang mit der Erschliessungsfläche zunehmend, wodurch die Bedeutung der zentralen Halle immer mehr zunahm. In den Projekten Eichrain und Rautihalde wird die Halle als fester und zentraler Bestandteil des Wohnbereiches gesehen. Es besteht so die Möglichkeit, das eigentliche Wohnzimmer auch als Individualraum nutzen zu können wobei die Halle als reduzierter Wohnbereich fungiert.